Grundlagen und Atmung Teil II

Im ersten Teil dieses Blogs haben wir unseren Standort bestimmt – also, welche Vorraussetzungen hat der Einzelne, wohin kann man kommen und wieviel Kraft und Zeit muss man für sein Ziel aufbringen.

Bislang ging es ‚nur‘ um die Person, aber der Trompe (und auch dem Mundstück) sollte man ebensoviel Aufmerksamkeit widmen, um ein möglichst positives Erlebnis beim Erlernen der Trompe zu erzielen.

So gibt es für jeden Bläser die für ihn optimal passende Trompe, das ist vergleichbar mit der individuellen Auswahl des passenden Fahrrads oder Autos mittels Probefahrt. So sollte jeder durch Ausprobieren und Vergleichen die für ihn geeignete Trompe wählen, denn es gibt diesbezüglich Trompe-Modelle, die mit sehr viel Luft geblasen werden – also viel Luft passiert die Trompe – und solche, die mit mehr Druck geblasen werden – um es genauer zu formulieren: für beide braucht man viel Luft, aber je mehr das Mundrohr verengt wird, um so weniger Luft wird durch die Trompe geschleust.

Eine Trompe, die ein verengtes Mundrohr hat (gerader erster Rohrabschnitt, auf den man das Mundstück aufsetzt), wird mit mehr Druck geblasen.

Den Effekt des höheren Drucks kennen wir schon aus der Übung ‚Stuhlprobe‘ von Blog „Grundlagen und Atmung I“ – das heisst, man verengt körperlich den Durchlass der Luft, indem man die Haltemuskulatur und speziell die Hals-Muskulatur anspannt. So braucht man weniger Luft, muss dafür aber mehr Druck mit der Muskulatur vom Hals bis zum Bauch aufbauen.

Dies Verengungs-Prinzip lässt sich demnach sogar koppeln, indem man mit Anspannen der Halsmuskulatur und dem engeren Mundrohr einen doppelten Spareffekt erzielen kann. Das wäre vergleichbar mit dem ‚Durchflussbegrenzer‘ bei Wasserhähnen, die die Menge des durchlaufenden Wassers deutlich vermindern, nicht aber die Strahlkraft.

Im letzten Blogbeitrag haben wir gezeigt, wie sich diese Muskelpartien gezielt mit der „Stuhlprobe“ ansprechen lassen, um die gewünschte Kontrolle über den Luftdurchfluss zu haben. Nun kann man mit dem Hilfsmittel Spiegel die Umsetzung in die stehende Position angehen.

Der Spiegel sollte möglichst so groß sein, dass man sich komplett darin sehen kann, schon allein, um kraftraubende „Bewegungen“ zu erkennen und zu vermeiden. Bei Betrachten des Halses zeigt der Spiegel unübersehbar, wenn der Luftstrom beim Blasen einer Phrase unterbrochen wird. Die Halsmuskulatur ist hier nicht durchgehend angespannt und wird statt dessen abwechselnd an- und entspannt. Dabei unterbricht man den gewünschten durchgängigen Tonfluss durch viele kleine ‚Löcher‘. Um dies zu verhindern und eine optimale Kontrolle über die Haltemuskulatur zu gewinnen, kann man die „Stuhlprobe“ mit der stehenden Probe vor dem Spiegel abwechseln. Zusätzlich kann man sich mit der freien Hand am Hals fühlend kontrollieren, ob eine durchgängige Anspannung der Muskeln gewährleistet ist.

Auch das Aufnahmegerät ist ein wichtiger Begleiter. Im Zeitalter der Handys hat ja praktisch jeder immer ein Aufnahmegerät dabei.

Nicht nur das, was die Lehrer vorblasen, sondern auch die eigenen Übungen kann man so immer wieder abspielen, kontrollieren und vergleichen. Es ist häufig hilfreich, wenn man einige Monate später die Aufnahmen, die man evtl. von verschiedenen Lehrern gemacht hat, noch einmal hören kann. Und nicht immer ist man sofort in der Lage, das, was einem jemand erklärt, gleich umzusetzen. Mit etwas Abstand und einigen Wiederholungen wird das Gehörte immer klarer und manchmal versteht man erst viel später, was der Lehrer einem konkret mitteilen wollte.

Die Atmung:

Der Atmung sollte man besondere Aufmerksamkeit widmen. Für einen ‚großen Ton‘ braucht es vor allem genügend Luft.

Das klingt zuerst einmal sehr einfach: einatmen und los geht’s. Leider ist die Atmung überhaupt nicht so leicht, wie man allgemein denken könnte.

1. Es ist wichtig, vor und dann bei der Atmung entspannt zu sein. Ist man verkrampft, so spannt man automatisch seine Muskulatur an. Durch die Anspannung wird die Lunge bzw. der Weg zur Lunge verengt. Die eingeatmete Luft hat nicht genügend Platz und somit kann die Lunge nicht so gefüllt werden, wie es im entspannten Zustand möglich wäre.

2. Man sollte möglichst gerade stehen, denn alle Verrenkungen können die Luftsäule einengen oder dies geschieht wieder durch eine Anspannung einzelner Muskelpartien.

3. Bitte möglichst wenig beim Einatmen bewegen! Alle zusätzlichen und vor allem unnötigen Bewegungen, kosten auch unnötige Energie.

4. Die Öffnung des Mundes bzw. der Zähne beim Ansetzen des Mundstücks und die Öffnung des  Rachens sind entscheidend für die Masse an Luft, die beim Einatmen aufgenommen wird bzw. werden kann.

1. Die Zähne sollten so weit geöffnet sein, dass mindestens der eigene kleine Finger Platz zwischen ihnen hat. Die Lippen müssen dabei so eng angesetzt werden, dass sie noch miteinander vibrieren können und dabei ein lockerer Ton entsteht – ähnlich wie beim Kaugummi kauen, wo die Zähne auseinander gehen, die Lippen aber zusammen bleiben.

2. Der Rachen sollte möglichst weit geöffnet sein. Hier hilft eine kleine Übung: zuerst ohne die Trompe – Atmen auf den verschiedenen Vokalen „A, E, I, O, U, Ä, Ö und Ü. Je schneller man diese Übung macht, um so mehr spürt man, dass man beim Buchstaben ‚U‘ am schnellsten und am effektivsten Luft holen kann. Die Atmung ist damit schnell und auch automatisch tief in den Bauch. Atmet man auf den unterschiedlichen Vokalen, so wird der Durchlass (im Rachen) in dieser Reihenfolge von weit zu eng: U, O, A, Ä, E, Ö, Ü, I. Nun dasselbe mit der Trompe: die Trompe an die Lippen ansetzen, so dass sie noch vibrieren können, dabei die Zähne fingerbreit geöffnet lassen und JETZT: einatmen und dabei den Rachen möglichst weit auf ‚U‘ öffnen. Das hört sich kompliziert an und das ist es zu Beginn ehrlich gesagt auch! Mit einiger Übung wird es aber besser.

Generell ein sehr wichtiger Punkt beim Blasen ist, dass der Ton bzw. die Luft, die beim Blasen die Trompe verlässt, immer warm ist. Und das ist wörtlich gemeint. Diese warme Luft kommt tief aus dem Bauch, während kalte Luft – eher wie beim Pusten – keine Unterstützung der tiefen Bauchmuskeln benötigt.

Eine Übung hierzu ohne die Trompe:

Halte die Hand mit einem Abstand von ca. 10-15 cm vor Deinen Mund und hauche in die Hand hinein. Man kann die warme Luft spüren. Je wärmer die Luft, desto besser die Ausgangsposition für das Blasen, denn wie beim Hauchen fühlt es sich auch beim Blasen an. Der Vorgang ist identisch, wird beim Blasen nur mit mehr Druck ausgeführt.

Viel Vergnügen beim Ausprobieren und Üben!