Das Tayaut

Das TAYAUT ist neben PIQUÉ, VIBRATO, RHYTHMUS, HOURVARI  etc. ein weiteres Stilelement des Trompeblasens. Meist dauert es einige Monate (manchmal auch länger), ehe man sich dieser Technik nähert. Zum einen laufen mehrere Aktivitäten des Körpers gleichzeitig ab und zum anderen entsteht ein korrektes TAYAUT nur dann, wenn der Körper diese Aktivitäten präzise ausführt.

Das TAYAUT simuliert das Gebell der Hunde der Meuten, die zur Jagd eingesetzt werden. Dieses besondere Stilelement gibt es nur bei der Trompe und macht es neben der faszinierenden Klangfarbe dieses Instrumentes so einzigartig.

Es gibt einfache und doppelte TAYAUTS. Das einfache TAYAUT wird auf einer Viertelnote geblasen. Getrennt in zwei Achtelnoten wird das erste Achtel als PIQUÉ und das zweite Achtel als TAYAUT geblasen.

Beim doppelten TAYAUT handelt es sich in der Regel um drei aufeinanderfolgende Achtelnoten derselben Tonhöhe – manchmal kann es sich auch um eine punktierte Viertelnote handeln. Hierbei wird das erste Achtel wieder als PIQUÉ und die beiden folgenden Achtel als TAYAUT geblasen.

Achtel-Note: stehen drei Achtel-Noten auf derselben Tonhöhe, werden ein Piqué und zwei Tayauts geblasen (Doppeltayaut)- sind die Achtel-Noten auf unterschiedlichen Tonhöhen notiert, werden sie einzeln als Piqué angeschlagen

Viertel-Note: die Viertel-Note wird in der Regel als Tayaut (also Piqué/Tayaut) geblasen – ist die Viertel-Note punktiert, d. h. steht hinter dieser Note ein Punkt, wird sie in der Regel als Doppeltayaut geblasen (also Piqué/Tayaut/Tayaut) – Abweichung von dieser Regel kann es auch geben, dann wird die punktierte Viertel-Note als langer Ton geblasen, der drei Schläge bzw. Achtel-Noten andauert. Ob man es als einen langen Ton oder Doppeltayaut bläst, ist eine Frage der eigenen Interpretation. Im Regelfall sollte sich aber gerade bei der Teilnahme an einem Concours an die Vorgabe der Noten gehalten werden und dies als Doppeltayaut geblasen werden.

Erste Note nach einem Taktstrich:

die erste Note nach einem Taktstrich ist der ‚Ton fort‘, also der starke Ton, wenn man es wörtlich übersetzt. Dieser Ton wird etwas lauter geblasen als die übrigen Töne in dem Takt. Die Jagdfanfaren sind in der Regel in einem 6/8el Takt notiert, d. h. in jedem Takt stehen Noten im Wert von 6 Achtel-Noten, z. Bsp. vier Achtel-Noten und eine Viertel-Note, usw.

Hört man sich eine Fanfare im 6/8el-Takt an, so kann man gut erkennen, dass der Rhythmus eines galoppierenden Pferdes nachgeahmt wird, denn der Ursprung dieses Instrumentes ist die Kommunikation auf einer Jagd. So gibt es fast 70 Fanfaren, die das Jagdgeschehen beschreiben bzw. sich damit befassen.

Das TAYAUT wird durch ein Zusammenspiel mehrerer Körperpartien erzeugt, was es gerade für Anfänger besonders schwierig macht, da man sich auf mehrere Vorgänge gleichzeitig konzentrieren muss:

– Bei der Atmung sollte möglichst viel Luft aufgenommen werden (siehe Blog ATMUNG Teil II) und der anschließende Druck durch das Anspannen der entsprechenden Muskulatur (siehe Blog ATMUNG Teil I) möglichst maximal sein (= Basis aller Techniken).

– Die Zähne sollten so weit geöffnet sein, dass mindestens der eigene kleine Finger Platz zwischen ihnen hat. Die Lippen müssen dabei so eng angesetzt werden, dass sie noch miteinander vibrieren können und dabei ein lockerer Ton entsteht – ähnlich wie beim Kaugummi kauen, wo die Zähne auseinander gehen, die Lippen aber zusammen bleiben. (= Basis aller Techniken – siehe Blog „PIQUÉ“)

– Der erste Teil des TAYAUTS beginnt mit einem PIQUÉ. Dabei schnellt die zwischen beiden Lippen im Mundstück befindliche spitze Zunge von vorne gerade zurück. Durch das Zurückziehen der Zunge entsteht eine Vibration der Lippen miteinander und erzeugt so das PIQUÉ (Link zu Blog „PIQUÉ„).

– Beim zweiten Teil – und nun folgt das eigentliche TAYAUT – schnellt die Zunge – fast wie bei einem PIQUÉ – nach vorne. Nun kommt es sehr darauf an, wo genau sie hinzielt. Der Punkt an dem die spitze Zunge exakt ankommen sollte, ist direkt unter den oberen Schneidezähnen auf der Oberlippe (nicht auf die oberen Schneidezähne! ), wobei der Luftstrom allerdings – im Gegensatz zum PIQUÉ – durchgehend bestehen bleibt. Die Folge dieser Zungenführung ist ein sehr hoher Ton. Dieser entsteht durch die minimale Öffnung zwischen Zunge und Oberlippe, so dass man einen sehr komprimierten Luftstrom erzeugt. Die Zunge schnellt nach vorn und sofort wieder zurück. Dies passiert mit der Zunge so schnell, dass es einem Peitschenknall ähnelt. In dem Moment, wo die Zunge gegen die Oberlippe schnellt  (der Luftstrom fließt weiter) wechselt die Vibration der Lippen miteinander zur Vibration von der Zunge mit der Oberlippe. Dies aber nur für den Moment, wenn sich die Zunge direkt an der Oberlippe befindet. Sobald die Zunge zurückgezogen wird, geht nahtlos der Ton durch die Vibration der Lippen miteinander weiter.

Da das Ganze in einem sehr schnellen Tempo stattfindet, ist es kaum spürbar, dass Zunge und Oberlippe überhaupt miteinander vibrieren. Erst, wenn man das TAYAUT in Zeitlupentempo bläst, fällt dieses auf.

Hörbeispiel im Zeitlupentempo:

Video-Animation: bitte auf folgenden youtube-link klicken: https://youtu.be/Qowy8_n0c8E

Und jetzt im schnellen Ton-de-Vènerie-Tempo:

Video-Animation: bitte auf folgenden youtube-link klicken: https://youtu.be/7zapE1knfZs

– Nun kommt noch hinzu, dass zu genau der Zeit, wenn die Zunge mit der Oberlippe vibriert, ein Impuls aus dem Bauch gegeben wird. Dieser Impuls ist so ähnlich, wie beim (einmaligem) Husten, wobei der Grunddruck (siehe Punkt 1) immer bestehen bleibt.

Warum gelingt mir das TAYAUT nicht, obwohl ich doch alles richtig gemacht habe???

Dies könnte ein Grund sein:

Haben die Zähne die richtige Position?

Eine zu enge Zahnstellung wird bei vielen Bläsern bei jedem geblasenen Ton eine Art ‚Kauen‘ hervorrufen, d. h. damit sich der Ton nicht so klein anhört oder der Bläser bestimmte Töne erst erreichen kann, ‚öffnet‘ er für jeden Ton kurz die Zähne, das heißt, der Unterkiefer geht leicht nach unten. Das sieht dann während des Blasens so aus, als würde man kauen.

Manche Bläser haben nur zu Beginn der geblasenen Phrase ihre Zähne zu eng stehen und öffnen sie, wenn sie den ersten Ton beginnen. Am Ende oder mit neuer Phrase setzt sich das Problem fort.

Die Folge des zu späten Öffnens der Zähne kann dann sein, dass die Bauchmuskeln beim Öffnen mehr Luft nachschieben müssen, weil der Durchgang plötzlich erweitert wird. Das wiederum kann zu verkrampften Bauchmuskeln führen, da sie plötzlich sehr schnell die Luft nachschieben müssen, um den Extraraum auszugleichen und häufig zu unsauberen Tönen führen, da der Körper sich nicht auf eine bestimmte Kompression festlegen kann, sondern sich jedes Mal nach dem Öffnen und Schließen der ‚Zähne‘ – bzw. des Mundes – das Druckverhältnis der Luftsäule ändert, je nachdem, wie groß die Veränderung von der Ausgangsposition ist.

Bei Bläsern, die bei jedem Ton ‚kauen‘ sind die Töne dann häufig unsauber, bzw. sie treffen den Ton nicht immer richtig, so dass einzelne Töne schief klingen.

Ein jeder Ton hat eine bestimmte Bandbreite. Wie groß diese bei jedem Ton ist, kann man gut herausfinden, wenn man ein Vibrato auf einem Ton bläst. Hier zeigt sich die ganze Bandbreite.

Der korrekte Ton wird immer in der Tonmitte angestoßen. Würde der Ton zu hoch geblasen, fehlt der Platz, um Stilelemente, wie z. Bsp. das TAYAUT oder VIBRATO, einzufügen. Mit der Kaubewegung ist es eine echte Herausforderung, diese Tonmitte zu treffen. Deutlich bequemer ist es da, den Mund weit genug zu öffnen und den Druck auf die Luftsäule zu erhöhen.

In diesem Zusammenhang stellt sich die Frage, ob der Bläser vielleicht ein anderes Mundstück benötigt. Auch das kann ein Grund sein, warum der Bläser (unbewusst) lieber kaut als den Mund geöffnet zu lassen, weil er dem Druck der Luftsäule mit seiner Lippenmuskulatur nicht standhalten kann. Dies passiert bei einem zu großen Mundstück.

Ein weiteres Problem dieser Art:

bei schnell aufeinanderfolgenden Tönen kommt der Unterkiefer mit der Kaubewegung in diesem Tempo nicht mit. Folglich verlangsamt der Bläser das Tempo oder die einzelnen Stilelemente, wie PIQUÉS oder TAYAUTS werden unsauber artikuliert.

Manch ein Bläser nutzt dennoch eine leichte Kaubewegung, um z. Bsp. ein PIQUÉ wie einen Glockenschlag klingen zu lassen. Es ist jedoch auch möglich den Klang der Glocke mit einer etwas anderen Technik zu erzeugen. Dazu lässt man die Zähne offen und formt mit dem Zungenschlag den Glockenklang.

Dazu folgende Übung ohne Trompe:

Die Zähne bleiben wie beim Blasen so weit geöffnet, dass ein Finger zwischen ihnen Platz hat (man kann auch direkt einen Finger zwischen die Schneidezähne stecken). Der Mund bleibt leicht geöffnet und nun singt man

‚tau-tau-tau-tau-tau‘.

Beim Blasen macht die Zunge dann dieselbe Bewegung. So ist es nicht notwendig, bei jedem Ton den Unterkiefer rauf und runter zu bewegen.