Erfolg mit der Trompe
…oder, warum kommen manche Trompebläser scheinbar ohne Probleme in die gewünschte Kategorie und manche bleiben nahezu auf der Stelle stehen?
Essay von Marion Rieke – Link zur Hörversion, gesprochen von Marion Rieke
Diejenigen, die regelmäßig an verschiedenen Trompe-Lehrgängen teilnehmen, haben dieses Phänomen schon häufig beobachtet. Während manche Bläser scheinbar mühelos Fortschritte machen und nicht nur bei den Lehrgängen jedes Mal in einer höheren Gruppe eingeteilt werden, sondern auch parallel in die nächst höhere Kategorie bei dem großen Concours in Frankreich aufsteigen, sieht man andere Bläser Jahr für Jahr auf den Lehrgängen auf demselben Level verbleiben.
Doch warum ist das so?
Dieser Frage wollen wir uns heute widmen.
Hierbei kann die ‚Biostrukturanalyse‘ sehr hilfreich sein. Dort werden die Menschen in ihren unterschiedlichen Eigenschaften und Lebensweisen eingeteilt. Grob gesagt wird in drei (in manchen Systemen auch in vier) Bereiche mit unterschiedlicher Farbgebung eingeteilt:
Grün für den Helfertypen, der sozial eingestellt ist und immer helfend parat steht;
Blau für den eher wissenschaftlich nüchternen Menschen und
Rot für den Macher und Vorreiter, der immer das Neuste und Beste braucht – ein Gewinnertyp, der sich die Zügel nicht aus der Hand nehmen lässt.
Der vierte Typ in anderen Systemen ist er der gelbe Typ, der ein Entdecker ist und sich auch gerne mit den neuesten Errungenschaften ausstattet und Lifestile mag.
Diese ‚Biostrukturanalyse’ bietet die Möglichkeit, sich selbst zu entschlüsseln. Es ist ein Werkzeug zur Selbsterkenntnis und auch sehr hilfreich im Umgang mit unseren Mitmenschen. Einen Fragenkatalog zur Bestimmung des jeweiligen Typs finden Sie zum Beispiel unter: http://de.41q.com
Machen Sie doch mal diesen Test, um herauszufinden, wie Sie ‚gestrickt sind‘.
Sie werden wohl niemanden antreffen, auf den nur eine einzige Farbe zutreffend ist. Wir alle sind bunt. Wichtig ist, welche Farbe dominiert. Ebenfalls kann die Farbkombination in verschiedenen Bereichen bei ein und derselben Person auch variieren. So kann jemand im privaten Bereich vielleicht eher ein vorwiegend grüner Typ sein, der gerne hilfsbereit ist, im beruflichen Bereich aber eher der wissenschaftliche blaue Typ ist. Auch kann sich im Laufe des eigenen Lebens natürlich diese Farbzusammenstellung ändern – durch eigene Erfahrungen, durch Gelerntes oder neuen Einsichten zum Beispiel.
Wie äußert sich solch eine Analyse beim Trompe-Blasen?
Nun, der grüne Typ ist der Hilfsbereite. Er achtet darauf, dass seine Mitbläser genügend Hilfestellung bekommen, dass alle möglichst die Hilfe bekommen, die sie brauchen. Ihm ist das Wohl der Anderen wichtig! Benutzt man Adjektive wie zum Beispiel, hilfreich / sich wohlfühlen / angenehm, dann wird der überwiegend grüne Typ hier hellhörig.
Der blaue Typ ist der Wissenschaftliche. Ihn interessieren eher die Fakten. Was passiert bei einer bestimmten Blastechnik, welches Material der Trompe funktioniert am effektivsten, welche technischen Begebenheiten rund um die Trompe können optimiert werden oder sind schon effektiv. Er kann sicherlich alle technischen Fragen rund um die Trompe und die damit einhergehenden körperlichen Aktivitäten am besten veranschaulichen. Bei ihm wirken eher Adjektive, wie zum Beispiel, wissenschaftlich belegt / erprobt oder genau kalkuliert, dann würde der blaue Typ wohl eher hier reagieren.
Der rote Typ ist der Macher. Ihn interessiert das Neue, das Innovative und der Fortschritt. Er braucht möglichst das Beste und achtet darauf, dass er das auch bekommt, denn das Beste gibt es ja nur ein Mal. Hier kommen am Besten Adjektive, wie zum Beispiel, neu / innovativ / einzigartig / bestes usw. an.
Der gelbe Typ ist ein Entdecker. Er liebt das Flair, das diese Musik umgibt und genießt es, Neues auszuprobieren und immer neue Wege zu entdecken und zu vermitteln. Er reagiert auch auf innovativ und neu, aber auch auf spannend, und er liebt den Adrenalinstoß.
Wie kann mir das nun helfen, beim Vorankommen mit der Trompe?
Nun zunächst ist es sinnvoll eine Standort- oder Situations-Bestimmung zu machen:
– Welches Niveau habe ich?
– Wie lange übe ich schon auf der Trompe?
– Wieviele Lehrgänge habe ich schon besucht und in welchen Abständen?
Dann kommt die überaus wichtige Frage nach dem Ziel!!! Was möchte ich auf oder mit meiner Trompe erreichen? Es wird von fast allen immer vorausgesetzt, dass sie natürlich möglichst in die erste Kategorie kommen möchten. Das ist aber überhaupt nicht der Fall. Viele gehen wegen der Geselligkeit zu einem Lehrgang (der grüne und gelbe Typ), manche wollen sich eine spezielle Technik zu eigen machen (der blaue, gelbe und Typ), einige möchten unbedingt die neuesten Informationen rund um die Trompe haben, damit sie auf jeden Fall gewinnen (der rote Typ) und einige wollen Spaß und Karriere, um es mal so auszudrücken und wollen auch möglichst weit nach oben kommen aber bitte nur mit Spass und wenn möglich mit Adrenalin (der gelbe Typ).
Die Frage nach dem Ziel ist sogar noch wichtiger als die Frage, wo man sich befindet. Ich finde, man sollte auf den Lehrgängen nicht ausschließlich eine Gruppenteilung nach Leistungsstand vornehmen, sondern auch nach deren Zielen.
Ich hatte bei einem Lehrgang 8 Schüler in meiner Gruppe. Alle hatten einen ähnlichen Leistungsstand, ABER deren Motive und Ziele waren völlig unterschiedlich!!! Genau die Personen, die nur zum Stage kamen, um mal wieder alte Bekannte zu treffen und gesellig zu sein, aber keine Fortschritte machen wollten, haben die meiste Zeit des Unterrichts für sich eingenommen. Denn der Moniteur geht in der Regel davon aus, dass alle seine Unterstützung und Hilfe möchten, um möglichst viele Fortschritte zu machen. Er erkennt natürlich, dass bei dem ‚geselligen Typen’ deutlich mehr herauszuarbeiten wäre, wozu dieser aber gar keine Ambitionen hat. Das führt im Übrigen dazu, dass die ‚Geselligen‘ genervt oder überfordert und die ‚Wissbegierigen‘ gelangweilt sind, denn der eine ist zu lange und der andere zu wenig an der Reihe und macht dann zu wenig Fortschritte. Fragen Sie mal nach einer Unterrichtsstunde, wie es den Teilnehmern gefallen hat und wie sie den Moniteur bewerten. Oft kommen hier völlig unterschiedliche Aussagen zusammen. Man möchte manchmal denken, diese Personen waren in unterschiedlichen Kursen.
Gerade die Frage nach dem eigenen Leistungsstand beantworten sich selbst viele Bläser nicht ehrlich. Um zu wissen, wie weit ich einen bestimmten Weg noch gehen muss, ist es Voraussetzung zu wissen, wo ich bin. Oft schätzen sie sich selbst besser ein als sie sind. Das hat zur Folge, dass ihre Kalkulation zum Ziel falsch ist!
Nehmen sie ein Aufnahmegerät oder ein Smartphone, das heutzutage ja fast immer eine Aufnahmefunktion hat und hören Sie sich selbst an, was Sie aufgenommen haben und vergleichen es mit einer Aufnahme auf einer CD.
Nach rund einem Jahr mit meiner Trompe, traf ich eine junge Frau auf einem Lehrgang, die mit mir auf demselben Stage mit der Trompe begonnen hatte. Sie war erstaunt, wie weit ich gekommen war und sie sagte, sie wäre gerne auch so weit, wie ich es damals war. Ich fragte sie, wie oft sie üben würde. Sie meinte, drei mal die Woche für je eine halbe Stunde. Ich sagte ihr, dass ich jeden Tag 1-2 Stunden trainiere. Wenn ich also nur die Trainingszeiten rechne, bräuchte sie noch einige Jahre, um dort zu sein, wo ich es damals war.
Sie gab aber zu, dass sie nicht so viel üben und so viel Zeit investieren wollte. Das war für mich die wichtigste Aussage!!
Es ist also wichtig:
– Wo bin ich gerade, wie ist mein Leistungsstand?
– Wo möchte ich hin – was ist mein eigenes Ziel?
Und jetzt kommt noch ein sehr wichtiger Faktor hinzu:
– Was bin ich bereit, für das Erreichen meines Zieles zu tun?
Die Beantwortung dieser letzten Frage hat sehr viel damit zu tun, was für ein Typ Sie aktuell und in diesem Bereich sind – grün, blau, rot oder gelb. Es macht Sinn, sich diese Fragen von Zeit zu Zeit noch einmal zu stellen, denn jeder verändert sich permanent und die Ziele und Bedürfnisse können sich dadurch auch verändern!
Wenn Sie ALLE Fragen für sich geklärt haben, dann werden Sie nicht mehr enttäuscht sein, wenn andere Sie beim Lehrgang oder Concours überholen!
Etwas Mut von Seiten der Moniteure und der Stagiers würde das Miteinander deutlich vereinfachen. Fragen Sie Ihre Schüler, was ihr Ziel ist. Und als Stagier haben Sie den Mut zu sagen, dass Sie zufrieden sind mit dem, was Sie erreicht haben in diesem Kurs, wenn Sie Ihrer Meinung nach genug gelernt haben. Den Rest der Zeit könnte dann der Stagier auch einfach zuhören und den ‚Wissbegierigen‘ seine Übungszeit überlassen. Vielleicht wird durch das Zuhören die Motivation geweckt?
Wenn ich damals zu einem Stage als Stagier gefahren bin, dann wollte ich immer etwas Bestimmtes lernen. Ich habe alles aufgenommen, was ich im Unterricht gehört und gelernt habe. Ich habe sogar die Stagiers meiner Gruppe aufgenommen, wenn die etwas konnten, das mich beeindruckt hat. Während die anderen Pause machten, habe ich viele Pausen genutzt und versucht, das gerade Gehörte in die Praxis umzusetzen!
Fragen Sie sich oder andere Stagiers vor dem Lehrgang einmal, was sie sich für die kommenden Tage vorgenommen haben. Immer, wenn ich diese Frage jemandem gestellt habe, erhielt ich nur eine ausweichende Antwort, wie:
„Ich lasse mich überraschen!“
Machen Sie sich doch für Ihren nächsten Stage Gedanken und nehmen Sie sich konkret ein bestimmtes Ziel vor. Ich bin mir sicher, das verändert deutlich Ihre Zufriedenheit nach diesem Stage im Vergleich zu Früher!
Vielleicht sind Sie eher der hilfsbereite Typ und freuen sich, wenn der Nachbar durch einen Tipp von Ihnen weiterkommt. Oder Sie können einen technischen Mangel aufdecken, indem Sie zeigen, dass jemand auf einem Mundstück oder einer Trompe bläst, das/die gar nicht zu ihm passt. Vielleicht können Sie auch jemanden durch Ihre Motivation begeistern, dass er Neues ausprobiert und bessere Fortschritte macht als er es sich hat vorstellen können. Jeder ist völlig einzigartig! Entdecken Sie sich mal von einer anderen Seite!
Was meinen Sie? Möchten Sie wirklich in die erste Kategorie???