Die Bayerischen Jungwölfe

Trompeschule und Trompegruppe

Blogausgabe April 2019, Verfasserin: Konstanze Hofinger

Die Geschichte der Familie Tessmann habe ich von vielen Seiten, ob auf Lehrgängen, Wettbewerben, Schleppjagden, oder Konzerten… sowohl in Frankreich, als auch in Deutschland erzählt bekommen, natürlich auch von Anne Tessmann selbst.

Die Tessmanns sind bekannt wie ein bunter Hund und die allseitige Wertschätzung ist gross!

Ich finde es beeindruckend, wie Anne mit Ihrem leider mittlerweile verstorbenen Mann Klaus so selbstverständlich vorgelebt hat, wie man Kinder für die Trompe gewinnen und begeistern kann.

Dies hat mir den Antrieb gegeben, ebenso zu versuchen, eine Gruppe rund um meine eigenen Kinder aufzubauen.

Eine spielerische Trompeschule zunächst für Kinder:

Seit meinen Wiedereinstieg mit der Trompe (mein persönlicher Werdegang ist nachzulesen unter: Profil Konstanze Hofinger)

wachsen meine Kinder sprichwörtlich mit meinem „fast“ täglichen Trompe-Üben zu Hause auf.

Dass Kinder ebenfalls das Instrument ausprobieren wollen, liegt da auf der Hand. Da Kinder ganz unvoreingenommen an Dinge herangehen, schaffen sie gleich auf Anhieb, Töne zu erzeugen. Das macht was her und mit etwas Geschick probieren sie auf einem Ton die Rhythmik bekannter Kinderlieder aus, vielleicht sogar schon einige Töne.

Schnell macht das Spass und motiviert, weiter zu machen.

Das tägliche Üben jedoch in einem Umfeld aus Erwachsenen kann für Kinder auf die Dauer langweilig werden.

Wann immer die Freunde meiner Kinder zu Besuch waren, wollte die Trompe allseits ausprobiert werden.

Das war die IdeeKinder mit Kindern üben zu lassen. Denn, wer möchte sich nicht gerne mit seinesgleichen messen und dabei seine eigenen Fortschritte austesten?! Untereinander entsteht kein Belehren, sondern ein gegenseitiges Beobachten und Austauschen.

Da einige der befreundeten Kinder Geschwister-Paare sind, reichte es bei uns zunächst aus, diesen jeweils eine Übungs-Trompe aus alten Beständen mit nach Hause zu geben, die sich die Geschwister teilten.

Schon bald kaufte ich noch weitere günstige Instrumente eines französischen Herstellers, denn die Gruppe wuchs schnell.

Die Eltern der Trompeschüler wollte ich ob der Ungewissheit, ob ihr Kind dabei bleiben wird, nicht mit der Anschaffung belasten, oder gar abschrecken.

Die Regelung funktioniert so: Ein Jahr lang kann jeder eine Leihtrompe unentgeltlich „benutzen“ und bei Gefallen daraufhin eine eigene anschaffen. Das zurückgegebene Leihinstrument ist nun wieder frei für den nächsten Anfänger.

Das Prinzip funktioniert gut, so dass jeder Trompeschüler ein Instrument hat, die meisten sogar mittlerweile ihre eigene Trompe.

2015 gründete ich mit damals 10 Kindern die Trompegruppe und Trompeschule „Die Bayerischen Jungwölfe

Jetzt, 2019, sind es 12 junge Bläser zwischen 11 und 14 Jahren, wovon nicht alle gleichzeitig angefangen haben und auch einige zwischenzeitlich schon wieder abgesprungen sind. Das ist aber ganz normal.

Neueinsteiger oder Anfänger lassen sich wunderbar integrieren, sie lernen von den Fortgeschrittenen und sind motiviert dazu zu lernen.

Dass der Unterricht in der Gruppe kostenlos ist, versteht sich von selbst. Geprobt wird einmal wöchentlich, teilweise in zwei Gruppen, die sich für das gemeinschaftliche Gruppengefühl, zeitlich überschneiden.

Bei uns bieten die örtlichen Schulen und auch die Musikschule freundlicherweise die Möglichkeit eines unentgeltlich nutzbaren Probesaals.

Nun liegt es „nur“ noch an den jungen Trompe-Sonneuren zu üben, um die Fortschritte bei den Proben zu zeigen und im mehrstimmigen Zusammenspiel mit ihren jeweiligen Stimmen zu harmonieren.

Wie der Einstieg, bzw. die ersten Versuche mit der Trompe funktionieren, welche Übungen vermittelt werden, möchte ich zusammen mit Marion Rieke, die der Kindergruppe mit Rat und Tat auch über die grosse Entfernung von Nord- nach Süddeutschland beisteht, in den folgenden Beiträgen darstellen.

Dieser Jugend- und Kinderblog soll die Möglichkeit einer Unterstützung bieten und Mut machen, weitere Kinder- und Jugendgruppen aufzubauen. Denn die Nachwuchsarbeit macht nicht nur Spass und trägt schnell Früchte, sie ist auch wichtig für den Erhalt unserer Trompe-Musikkultur!

Erste Übungen mit der Trompe

Um erst einmal die Technik der Lippenspannung und des Vibrieren-Lassens auszuprobieren, nehmen wir zunächst nur das Mundstück ohne Trompe in die Hand, das möglichst ein Mittelmaß haben sollte (z.B. bei Cornelius ca. 0,5 bis 1,75 mit mittelweichem Rand).

Dieses Mundstück setzt man an die Lippen, möglichst mittig und übt zunächst mit angesetztem Mundstück das Einatmen durch die Mundwinkel.

Für viele ist es ungewohnt, und man muss der Versuchung, durch die Nase einzuatmen, widerstehen.

Hat man auf diese Weise tief Luft eingeatmet, so lässt man sie nun zwischen den leicht aufeinander liegenden Lippen wieder ausströmen, so dass diese anfangen zu vibrieren. Dies sollte möglichst nur innerhalb des Mundstückkessels geschehen, was einen surrenden Ton ergibt (diese Technik kann man auch ohne Mundstück üben).

Schnell hat man heraus, dass das Surren im Ton unterschiedlich hoch ist und dies mit dem Spannen und Lockern der Lippen zusammen hängt.

Tatsächlich ist es auch vom selbst erzeugten Luftdruck und von der Kraft, die mit dem Druck der Hand beim Halten der Trompe und damit auf das Mundstück, bzw. auf die Lippen erzeugt wird, abhängig. Das kann allerdings zu Beginn zunächst außer Acht gelassen werden, um den Kindern erst einmal die Chance zu geben, ein Gefühl für das Mundstück und die Trompe zu entwickelnKinder machen Vieles intuitiv richtig, wenn sie den Fortgeschrittenen zusehen. Erwachsene unterscheiden sich in diesem Punkt extrem von den jungen Bläsern. Deshalb zeige ich oder die fortgeschrittenen Kinder den anderen immer wieder, wie es geht, anstatt lange Vorträge zu halten.

Jetzt kommt der Zeitpunkt für erste Übungen…

Übung 1

Begonnen haben die ersten Proben mit den Jungwölfen mit dem Imitieren des Summtons einer fliegenden Hummel oder einer Mücke nur mit dem Mundstück.

Das Insekt fliegt hoch, das Surren mit dem Mundstück geht hoch, wenn die Lippen mehr und mehr angespannt werden, dann fällt der Ton ab, bei gleicher Vibration der Lippen, die sich nun aber für einen tieferen Ton mehr öffnen und lockerer werden.

Das macht Spass und ist eine Herausforderung, es von der dicken Hummel bis zum flinken Moskito zu schaffen.

Jetzt kann man probieren, mit kontinuierlichem Surren, möglichst ohne Unterbrechung, also mit gleichmässigem Ausblasen der Luft durch Mundstück und vibrierende Lippen wellenförmig dem Summton nach oben und wieder nach unten zu modellieren.

Gleich von Anfang an darauf achten, dass die Zähne des Ober- und Unterkiefers immer geöffnet sind, also rund 5mm Abstand (ein kleiner Finger) dazwischen zum Durchblasen der Luft bleibt.

Beim Vormachen kann man sich schon viel abschauen.

Dem anderen auf die Schnute zu schauen und davon selber zu lernen, so machen es die Jungwölfe seit Anbeginn. Auch gehört da das Hinterfragen dazu, was es möglich macht, auch gleich zu korrigieren.

Nach oben, also in höhere Tonlagen gelangt man mit dem Anspannen der Lippen, wobei man versucht, die Lippen auf den dahinter liegenden Zähnen mittels der um den Mund liegenden Ringmuskulatur zu straffen/flacher zu machen. Gleichzeitig sollte sich der Schlitz, durch den die Luft ins Mundstück geblasen wird, verschmälern. Je höher der Ton, umso fester fühlen sich die Lippen an. Das Mundstück folgt mit sanftem Druck der Veränderung der Lippen, damit die ausströmende Luft weiterhin ins Mundstück gelangt und nicht seitlich vorbei geht.

Um wieder in tiefere Tonlagen zu kommen, lockert man die Anspannung der Ringmuskulatur und somit auch die Lippen langsam. Dabei bei kontinuierlichem Luft-Strömen-Lassen die Vibration der Lippen erhalten und den Luftschlitz mehr und mehr öffnen. Die Lippen werden hierbei wieder voller und weicher, das Mundstück folgt mit abnehmendem Druck.

Mit „Learning by Doing“ hat man schnell das Prinzip und seine Technik heraus, sollte jedoch die oben beschriebene Vorgehensweise rekapitulieren, um sie auch theoretisch zu erfassen. 

Wenn man gleich zum Start mit der richtigen Technik einsteigt, ist das Darauf-Aufbauen ein „Kinderspiel“.

Diese Übung nur mit Mundstück macht es möglich, ohne Tonsprünge und mit gleichmässigem Luft-Strömen-Lassen regelmässige Ton-Wellen hoch und tief zu erzeugen, die man mittels tiefem Einatmen möglichst lange an einem Stück übt.

Die Jungwölfe treffen sich auch untereinander ausserhalb der Proben, um auch mal zu zweit zu üben. Dabei ist das gegenseitige Reflektieren und Beobachten ein grosser Vorteil und oft werden dabei Tricks entdeckt, die dann bei der nächsten Probe angebracht werden.

Übung 2

Wenn die Übung 1 gut funktioniert, kann nun die Trompe dazu genommen werden. Klar hat man das eh schon vorher getan, aber jetzt hat man noch eine Grundlage und Anleitung dazu.

Wieder die gleiche Technik in Anwendung gebracht, merkt man schnell den stärkeren Widerstand beim Ausströmen-Lassen der Luft in das lange Rohr der Trompe. Dazu kommen jetzt Tonsprünge, die Naturtöne, die wie Stufen treppauf und treppab überwunden werden müssen.

Eigentlich sehr praktisch, die Trompe bietet uns diese Naturtöne an, die wir nur mit oben genannter Technik anzusprechen brauchen.

Also nicht Verzagen, wenn es nicht gleich auf Anhieb so leicht geht, wie mit dem Mundstück allein.

Der Ton, der sich am Leichtesten erzeugen lässt, sollte nun ungefähr in der Mitte unserer Naturtonreihe liegen, also bei e, g, oder c.

Von einem dieser Töne aus versucht man mit der gleichen Technik den jeweils nächst höheren und nächst tieferen Ton zu erreichen, das reicht für den Anfang aus und wird durch Üben nach und nach weiter ausgebaut.

Wichtig ist nach wie vor das gleichmässige Luft-Strömen-Lassen! Mittels Anspannen und Lockern der Lippen entstehen die Tonsprünge in beide Richtungen der Tonleiter.

Es entstehen Tonwippen, wie Tatü-Tata, die ohne Unterbrechung des Luftstroms geblasen werden.

Die Luft stark strömen zu lassen, also kontinuierlich durch einen schmalen Schlitz zwischen den Lippen hinauszublasen, ist nicht gleich Jedermanns Sache.

Marion hatte hierzu eine lustige Idee mit Luftballons, die die Jungwölfe und mich bei einer Probe zum Staunen gebracht hat und letztendlich für uns alle sehr aufschlussreich war.

Jeder bekommt einen Luftballon.

Test 1: Bei Start blasen alle gleichzeitig ihren Ballon so schnell wie möglich auf, Technik ganz egal, Hauptsache viel Luft rein. Bei Stopp ist Schluss und nun werden die Ballons in ihrer Grösse verglichen. Eine gute Vorstufe zum folgenden Test.

Test 2: Alle setzen den Luftballon an den Mund, holen, wie beim Mundstück seitlich so viel Luft wie möglich, halten die Luft an. Bei Start blasen alle ihre Luft in ihren Ballon, so viel wie die Lungenfüllung einmal hergibt und drückt die Ballonöffnung zu. Wieder Grössenvergleich. Staunen! Diejenigen, die angeblich so wenig Luft zum Blasen der Trompe haben, haben plötzlich riesige Ballons! Für manch einen eine ermutigende Überraschung.

Test 3: Hier geht es darum, so lange wie möglich kontinuierlich Luft mit der zuvor bewusst gefüllten Lunge in den Luftballon zu blasen, also nicht alles gleich auf einmal, sondern den Ballon bewusst eingeteilt mit einem gleich stark bleibenden Luftstrahl aufzufüllen. Dabei kann man die Melodie einer Fanfaren-Phrase im Kopf nachsingen. Schon nicht mehr so leicht, aber mit gutem Übungseffekt.

Den Jungwölfen sind natürlich noch x andere Ideen zum Ballon-Aufblasen  eingefallen. Der Phantasie ist freier Lauf gegeben, dem Spass ebenso.

Übung 3

Vorausgesetzt, Übung 1 und 2 funktionieren gut, so kann nun mit etwas Artikulation begonnen werden.

Eine von mehreren Artikulationen ist das Piqué, das deutliche Ansprechen der Töne mit Zungentechnik, d.h. ein Ton wird mit der Zungenspitze angeschlagen, er hat einen klar definierten Anfang.

Auch hier ist zunächst ein voller Ton durch das gleichmässige Luft-Strömen-Lassen Voraussetzung, der mit dem Piqué akzentuiert wird.

Während der Ton klingt, schnellt man nur mit der Zungenspitze kurz in die Blasöffnung zwischen die Lippen, um danach durch das schnelle Zurückziehen der Zunge den ursprünglichen Ton anzuschlagen und wieder weiter klingen zu lassen.

Der Ton, bzw. der Ton-erzeugende Luftstrom wird also kurz unterbrochen und dem darauffolgenden Ton wird ein deutlicher Anfang gegeben.

In einer regelmässigen Rhythmik setzt man diese Piqués als Folgeübung auf ein und denselben Ton.

Weiter kann man diese Übung auf ein und dem selben Ton in verschiedenen Tonhöhen fortsetzten, bevor man anfängt, Piqués mit Tonsprüngen zum nächst höheren, oder niederen Ton zu machen.

Marion Rieke hat einen detaillierten Blogbeitrag zum Thema Piqué verfasst, dieser ist nachzulesen auf: www.initiativetrompe.de/uebungsblog/das-pique

und dient(e) auch den Jungwölfen wie alle anderen Blog-Themen als Übungs- und Lern-Grundlage.

Fanfaren singen

Mit diesen Übungen ist schon eine Basis gegeben, die bei den Trompe-Schülern über mehrere Wochen mit einmal wöchentlicher Probe kontrolliert und begleitet werden sollte. Fortschritte stellen sich meist schnell ein, die mit Erfolgserlebnissen verbunden sind und Mut machen, obige Übungen weiter auszubauen.

Damit es für den einen oder anderen nicht etwa „langweilig“ wird, ist das auswendig Singen-Lernen der Fanfaren, die auf der Basis der Naturtonleiter aufgebaut sind, ein nächster begleitender Schritt.

Einsteigen kann man auch erst einmal mit gängigen Kinderliedern, wie Hänschen Klein, der Kuckuck und der Esel, Hänsel und Gretel, etc… , die die meisten schon kennen.

Wenn wir unterwegs sind z.B. auf den grossen Wettbewerben in Frankreich, dient „Hänschen Klein“ als „Versammlungs-Fanfare“ der Bayerischen Jungwölfe, eine Melodie, die in Frankreich keiner kennt 😉 Ich kann mit dieser markanten Melodie alle Gruppenmitglieder aus den entferntesten Ecken des Wettbewerbsgeländes zu mir holen.

Bei den ersten Fanfaren, meist Tierfanfaren, habe ich passende Texte in deutsch dazugeschrieben, womit sich diese Fanfaren auch leichter lernen lassen. Zum Einstieg fällt dies den meisten leichter, als gleich mit dem textlosen „Venerie“-Singstil zu beginnen.

Auf diese Weise lernen die Anfänger leicht und nebenbei die zur Trompe passenden Melodien.

Die damals noch jüngeren Jungwölfen haben zu Hause jeweils zu den Fanfaren passende Bilder gemalt. In der Probe zuvor hatten wir über den Sinn der Fanfare gesprochen und worum es jeweils bei den einzelnen Situations- und Tierfanfaren geht. Für das Weidwerk bestand grosses Interesse, so dass wir auch vieles über die Tiere in Wald und Flur und die jagdlichen Zusammenhänge erfahren und gelernt haben.

Bei den Fanfaren hat sich sogar bewährt, parallel gleich die 2. Stimme mit zu lernen. Denn diese in den Tonhöhen etwas tiefer liegenden Melodien lassen sich auch später leichter auf der Trompe blasen, was den Einstieg erheblich erleichtert und zudem im Duo mit einer 1. Stimme vorgetragen, harmonisch und eben noch schöner klingt.

Generell ist es sinnvoll, die Melodien ohne Noten auswendig zu lernen, besonders in der 2. Stimme, denn das schult das Vermögen, automatisch die passende 2. Stimm-Melodie zu improvisieren.

Die deutschsprachigen Textvorlagen ausgewählter Fanfaren können jederzeit bei mir erfragt werden.

Hier ein Beispiel der Fanfare: Le Lievre/ der Hase