Das FITF-Trompe-Festival in Lamotte-Beuvron 2016: persönlicher Erlebnisbericht von Konstanze und Marion

Marion:

In diesem Jahr war für mich alles anders – zumindest, was meine sonst übliche Vorbereitung auf einen solchen Concours betraf. Ich war ziemlich lange gesundheitlich angeschlagen und habe – bis auf die Ausnahme von zwei Abenden- nur ‚geübt‘, wenn wir montags gemeinsame Gruppenprobe oder Auftritte bei Schleppjagden o. ä. hatten. Zu allem Überfluss bekam ich am Wochenende vor dem Concours noch eine dicke Erkältung, so dass an tägliches Proben, wofür ich extra diverse Tage Urlaub genommen hatte, nicht zu denken war.

So fuhr ich mit meiner Freundin Anne Tessmann ziemlich unvorbereitet nach Frankreich. Am Donnerstag Abend angekommen, trafen wir uns mit Konstanze, ihrem Mann und der Kindergruppe von Konstanze, den ,Louvarts de Bavière‚, bestehend aus 8 Kindern, in unserer Unterkunft für die nächsten Tage, einem hübschen ehemaligen „Relais de Chasse“ direkt an einem kleinen Schloss ganz in der Nähe des Parc Équestre Fédéral, wo der Concours stattfinden sollte.

Endlich ging es mir wieder etwas besser und ich konnte wenigstens am Donnerstag Abend meine Fanfaren ein Mal komplett blasen. Außerdem mussten wir noch für das Schauprogramm am Samstag Abend – direkt nach dem ‚Championat de France‘ – mit den Kindern üben, denn die waren mit zwei sehr schwierigen Stücken im Gepäck ein extra Programmpunkt.

Am Freitag ging das Blasen schon besser und so konnten Konstanze und ich unsere beiden Duo-Fanfaren „La Curree“, unser Pflichtstück, und „Le Loup“, unsere Wahlfanfare, auch endlich vorbereiten.

Konstanze:

Dann kam der Samstag. Für mich fand am frühen Morgen die Selektion der 3.Kategorie vor der ‚Grand Jury‘ statt und ich war gleich für den ersten Pool eingeteilt (es gab rund 6 Pools mit jeweils ca. 15 ausgelosten Bläsern). Die letzten Monate hatte ich extra am Morgen geübt, um das Problem der morgens veränderten Lippen in den Griff zu bekommen. Und es hat geklappt, ich war mit meiner Leistung zufrieden, fühlte mich wohl in meiner Kategorie, jedoch hat es für die Selektion in die nächsthöhere 2. Kategorie nicht gereicht.

Im Anschluss fand das ‚Championat des Dames‚ mit 19 Bläserinnen statt, da war ich ja schon vom vorherigen Wettbewerb gut warmgeblasen. Hätte ich gewusst, dass die Mädchen auch ohne die Wettbewerbszulassungsprüfung, das ‚Brevet du Sonneur Classé‘ hätten mitblasen können, wären 24 am Start gewesen 😉

Aber jetzt kam die erste Prüfung für ‚unsere‘ acht Kinder: die Prüfung ‚Debutants‚ mit 36 Teilnehmern. Hier dürfen Bläser ohne das ‚Brevet‘ antreten. Dafür hatten die Kinder lange trainiert. Souverän, trotz Aufregung trugen sie einer nach dem anderen ihre Fanfaren im ‚Ton simple‘, aber zum Teil auch im ‚Ton de Vénerie‘ vor und man kann wirklich sagen, das haben alle Kinder toll gemacht! Es erinnerte etwas an den ersten eigenen Concours vor vielen Jahren – sehr aufregend!

Marion:

Meine erste Prüfung, die ‚Selektion der 1. Kategorie fürs Championat‚ begann am frühen Nachmittag. Die Nervosität stieg deutlich an. Kurz vor der Prüfung wurden die Starterlisten mit den Pools (eine Form des KO-Blasens) ausgehängt. Ich war gleich im ersten von fünf Pools als Dritte an der Reihe. Da ich mich so wenig vorbereitet hatte, war meine Nervosität in diesem Jahr  im Vergleich zu den früheren Jahren erstaunlicher Weise deutlich geringer! Weil ich nicht geübt hatte, konnte ich ja auch nichts verlieren, dachte ich. Spannend war, dass ich dadurch viel besser geblasen habe, als ich es je zuvor bei der ‚Selection de 1ère Catègorie‚ getan habe.

Konstanze:

Leider konnten wir bei Marion nicht dabei sein, denn die Kinder hatten parallel ihre zweite Prüfung: ein neu eingerichteter Wettbewerb mit dem bezeichnenden Namen ‚Louvarts‚ für Jungbläser bis maximal 14 Jahre.

Das war eine tolle Sache – unter ‚Gleichaltrigen‘ – und man konnte nur staunen, wie jeder ‚Jungbläser‘ seine Fanfare selbstsicher vortrug. Bei der Gelegenheit näherten sich die Kinder trotz sprachlicher Barriere gleich an.

Später gab es noch das ‚Epreuve à Cheval‘ zu sehen, die gerittene Prüfung in den drei Gangarten Schritt, Trab und Galopp. Da ist Action geboten und es ist wahrlich eine grosse Kunst, einen Trotteur, also einen Traber in den Galopp zu bekommen, geschweige denn, dann noch eine erkennbare Melodie zu blasen.

Nach den Siegerehrungen des Abends folgte nun das ‚Championnat France Solo‘ mit den selektionierten Erst-Kategorie-Bläsern des Nachmittags und das Championnat Groupes. Die ‚Les Louvarts de Bavière’ waren als musikalische Einlage vorgesehen.

Vor rund 1000 Zuschauern und vor Aufregung fiebernd, warteten die acht auf ihren Auftritt. Hierfür hatten wir zwei aufwändige mehrstimmige Gruppenstücke einstudiert: Das „Fete au Chateau“ von J. Cantin und das „Chant Final“ von H. Heinrich. Jedes Kind hatte seine Stimme und seinen Part gut drauf und mit der Unterstützung von Anne Tessmann im Bass, Marion und unserem Delegue Roger Gilpert auf Knien, war es ein toller Auftritt.

Der Applaus war riesengross und die Kinder superstolz.

Marion:

Tag zwei starteten wir beide mit unserem Duo und über unser Ergebnis haben wir uns anschliessend sehr gefreut.

Mein Fazit: Ich bin zwar nicht ins Championat de France gekommen, was auch fast unmöglich ist (in diesem Jahr kam gar keine Frau dort hinein), aber ich war noch nie so nah dran gewesen. Nun mögen Sie denken, das kann ja gar nicht sein, wenn man sich gar nicht vorbereitet hat. Zugegeben, wenn man die Trompe schon so lange bläst, hat man das Wesentliche natürlich nicht verlernt.

Das Geheimnis, warum es trotz ‚Nichtübens‘ so gut lief heißt „Bauchmuskeltraining„.

Ich hatte zwar äußerst wenig das Blasen selbst geübt, aber ich habe jeden Tag über viele Monate täglich sehr viel Übungen für meine Bauchmuskeln gemacht. Allerdings wusste ich nicht, dass dieses Training einen solchen enormen Effekt hat.

Ich habe selbst erst nach sehr vielen Wochen dieses Trainings diesen starken Effekt bemerkt – und der war noch um ein Vielfaches stärker als nur die ‚Stuhlprobe‘ allein, die wir in einem der Übungsblogs vorgestellt haben. Selbst nach 18 Jahren in der ersten Catègorie habe ich so noch etwas sehr bedeutendes dazugelernt. Das war für mich eine sehr wertvolle Erkenntnis.

Einige Prüfungen in Filmformat kann man sich auf der Facebook-Seite der FITF ansehen:

https://m.facebook.com/TrompesdeFrance/

Abschließend kann man sagen:

Es gehört natürlich bei jeder Prüfung auch der Zufall namens ‚Glück‘ dazu, denn es kann immer etwas Unerwartetes eintreten, wie beispielsweise, dass einem in der prallen Sonne die Luft wegbleibt und man gerade noch von seinem Nachbarn aufgefangen wird, bevor man umkippt – oder aber, vor lauter Aufregung bläst man etwas Falsches oder nicht so, wie man seine einstudierte Fanfare eigentlich vortragen möchte.

Aber man sollte bei all dem Zufall seinen Vortrag realistisch betrachten. Im besten Fall hat jemand die selbst geblasene Fanfare auf Band aufgenommen und man hört sich diese noch einmal ganz in Ruhe an. So hat man die Chance, seine Schwächen zu erkennen und weiter daran zu arbeiten.

Marion:

Ich für meinen Teil werde für den nächsten Concours wieder mehr arbeiten und das, was mir nicht gut gelungen ist, verändern… und natürlich mache ich weiter mein Bauchmuskeltraining!