Wie lernt man die Trompe und wie wird sie gelehrt

Schon seit Jahrhunderten wird das Wissen um die Musikkultur der Trompe mündlich von Generation zu Generation weitergegeben. So hat sich über die Jahre ein ganz eigener Stil entwickelt, der sich in der Theorie und mit den herkömmlichen musikwissenschaftlichen Begriffen kaum umschreiben und festhalten lässt.

Erst im Zeitalter der Tonaufnahme ist das Feststellen und die Kontrolle über die Entwicklung in Stil und Technik möglich.

Ein Rückblick in die Geschichte 

Ursprünglich war die Trompe den Personen rund um die damit verbundene Jagdtradition am Hofe vorbehalten. Jedoch ging sie Mitte des 19. Jahrhunderts mit den revolutionären Entwicklungen in der Politik und der damit einhergehenden Abschaffung feudaler Strukturen mehr und mehr in den Volksgebrauch über. Dabei verlor sie vielerorts ihren eigentlichen Bezug und den spezifischen Blasstil.

Parallel blieb jedoch auch die ursprüngliche Blasweise erhalten, denn in Frankreich und Belgien wurde der Gebrauch der „klassischen“ Trompe in der sogenannten Venerie-Jagd-Tradition weiterhin gepflegt.

Mit der Gründung der Trompe Föderation in Frankreich „Fédération des Trompes de France“ 1928 sollte eine Institution zur Sicherstellung einer einheitlichen Weitergabe der „klassischen“ Trompe-Musikkultur eingerichtet werden.

Die Königs- und Fürstenhäuser Deutschlands und der anderen europäischen Länder gaben jedoch nach der Revolution von 1848 mit Abschaffung ihrer Jagdprivilegien die Venerie-Jagd, auch „französische Jägerei“genannt, auf. Auch hier nahm die Popularisierung der Trompe und die damit verbundene Wegentwicklung vom klassischen Stil ihren Lauf.

Immerhin, die Trompe blieb noch in Gebrauch, jedoch verdrängte die politische Haltung mit der Ablehnung alles vermeintlich „Französischen“ speziell im 3. Reich das Instrument aus unserem Land.

Die Trompe-Musikkultur in Deutschland heute

In den 1950er-Jahren beginnend, bis heute, kam die Trompe durch die Unterstützung engagierter Bläser aus Frankreich und Belgien wieder zu uns zurück. Dieser „Reimport“ ist mit der Methodik der Vermittlung detailliert im Geschichtsteil der IT dargestellt.

Traditionsgemäss nach dem Prinzip des Vormachens und Nachahmens lehren meist Trompebläser, die im Wettbewerbssystem hoch aufgestiegen sind. Dies geschieht im Rahmen organisierter Lehrgänge für Teilnehmer aller Ausbildungsstufen.

Die einzelnen Trompebläser werden auf ihren Niveau abgeholt und individuell gefördert.

Innerhalb bestehender Bläsergruppen lernen Ensemblemitglieder von den fortgeschrittenen Bläsern ihrer Gruppe und werden entsprechend ihres Könnens bei der Stimmenverteilung innerhalb der Gruppe eingesetzt.

Ton, Fluss und Rhythmik unterliegen Regeln, die durch Singen auswendig einstudiert werden. Diese besondere Charakteristik der Artikulation wird anhand eines Repertoires von Fanfaren erarbeitet. Nur korrekt Gesungenes kann auch korrekt auf der Trompe geblasen werden.

Begleitung und Korrektur ist während der Lernphasen vom Einsteiger bis zum Fortgeschrittenen immer sinnvoll. Dafür gibt es zahlreiche Wochenend-Lehrgänge, sogenannte „Stages“ in allen Regionen, die vorwiegend in den Frühlings- und Sommermonaten abgehalten werden. Die Lehrer dieser Stages haben die Aufgabe, das bläserische Können ihrer Schüler richtig zu analysieren und mit konkreten Übungen konstruktiv aufzubauen und anzuleiten. Dies geschieht auch mit schriftlichen Auswertungen und Übungen, die mittels Aufnahmegerät mitgenommen werden können. Ziel ist, einen möglichst einheitlichen Stil zu vermitteln, der ein überregionales Zusammenspiel und die Teilnahme an Wettbewerben möglich macht.

Umgekehrt findet bei Wettbewerben, Lehrgängen und Konzertprojekten ein interkultureller Austausch aller Nationen mit Trompe-Musikkultur statt, bei der auch der Zeitgeist und die Entwicklung von Trends weitergegeben wird.

Kinder- und Jugendgruppen

Leider gab es in Deutschland bisher wenig Nachwuchsförderung, was sich in den nach und nach schrumpfenden Trompe-Gruppen zeigt.

Dabei ist die bläserische Ausbildung von Kindern und Jugendlichen mit der Trompe in vielerlei Hinsicht sinnstiftend und leicht umsetzbar. Die Förderung der Musikalität wird gerade hier in der Gemeinschaft kindgerecht angewandt.

Das für die Trompe lehrtypische Prinzip des Nachahmens setzen Kinder spielerisch und unvoreingenommen um. Mit ihrer altersentsprechenden Fähigkeit Tonfolgen auch ohne Notenkenntnisse leicht zu erfassen, haben Kinder einen optimalen Zugang zur Trompe. Zunächst hat das Singen Priorität vor der bläserischen Umsetzung, die sich zu Anfang nur auf das Wahrnehmen und Erzeugen der Naturtöne durch unterschiedliche Lippenschwingung und einfache rhythmische Tonübungen beschränkt. Diese bläserischen Übungen werden auf die Physis und die Fähigkeit eines jeden Anfängers abgestimmt.

Durch das Singen von Trompe-Fanfaren werden die Naturtöne und die typische Rhythmik erlernt. Dabei hilft ein einfacher, passender Text, um die Vorstellungskraft mit der Melodie zu verknüpfen und auswendig abzuspeichern.

Kinder lernen am liebsten mit anderen Kindern. Mit der Gruppendynamik wird die Motivation gefördert und jedes Kind, oder jeder Jugendliche kann seine Stärken finden und Selbstsicherheit entwickeln. Dabei ganz nebenbei Schwächen und Scheu abzubauen, gibt jedem ein weiteres Erfolgserlebnis. Und – die Freude am gemeinsamen Musizieren steht immer im Vordergrund.

Bei gemeinsamen Proben, Gruppen-Ausflügen und Auftritten entsteht ein fester Zusammenhalt der Gemeinschaft, der für eine mehrstimmige Formation wichtig ist.

Sehr schnell erfassen die Jungbläser die Melodien der verschiedenen Stimmen grösserer Gruppenstücke, die sie auch in allen Stimmen singen und später blasen können.

Der Austausch mit Trompe-Bläsern und -Lehrern aus dem In- und Ausland gibt das Gefühl, einer grossen Gemeinschaft anzugehören. Ebenso motiviert die mögliche Teilnahme am Wettbewerbssystem der Fédération International des Trompe de France, kurz FITF.