Jugend- und Kinderblog – Teil 1
Nachdem mehrfach gefragt wurde, wie Konstanze so viele Kinder für die Trompe begeistern kann, haben wir uns überlegt, einen speziellen Blog für Jugendliche und Kinder bzw. deren Lehrer und/oder Eltern zu verfassen. Hierin soll es weniger um die einzelnen Techniken gehen, denn die sind für junge Bläser genau so gültig, wie für jeden anderen Bläser auch. Wer spezielle Anleitungen zur Technik des Blasens sucht, kann in die entsprechenden anderen Blogs schauen.
Hier nun unsere ersten Anregungen:
Um zu beschreiben, wie Jugendliche und Kinder begeistert werden, muss man wohl etwas ausholen, denn die Begeisterung muss von den Eltern bzw. Bezugspersonen vorgelebt oder zumindest sehr stark unterstützt werden!!! Dabei sollte der Spaß für alle Beteiligten möglichst nicht zu kurz kommen!
Wie sich mit Jugendlichen und Kindern der Umgang mit der Trompe gestalten lässt, haben Klaus und Anne Tessmann schon vor vielen Jahren gezeigt. Sie haben im Laufe ihres Lebens 20 Pflegekindern ein Zuhause gegeben, von denen die letzten 5 in der Zeit aufgenommen waren, als Klaus die Trompe auf einer Schleppjagd, bei der er mitgeritten ist, für sich entdeckte und später auch Anne mit dem „Virus“ der Begeisterung für dieses Instrument infizierte.
Klaus und Anne hatten einen ganzen Stall voll Pferde, so dass alle Kinder reiten durften und auch konnten.
Die Kinder waren von der Trompemusik, die Klaus ständig und überall verbreitete sehr fasziniert. So fing als erstes der Zweitjüngste der Fünf an, Klaus nachzuahmen, und ging bei Wind und Wetter jeden Tag mehrmals in den Wald zum Üben. Das war Dieter Lampe – damals 6 Jahre alt – und er bläst mittlerweile in der obersten Kategorie 1 in Frankreich.
Übrigens spricht Dieter kein Französisch! Was zeigt, dass es auch möglich ist, ganz nach oben zu kommen, wenn man die Erklärungen der Moniteure (Lehrer) nicht wörtlich verstehen kann. Vielmehr ist er bei seinen ersten Stages (Lehrgängen) in keine spezielle Gruppe gegangen, sondern wollte überall nur zuhören. So schlenderte er von Gruppe zu Gruppe und blieb stehen, wenn ihn etwas oder jemand interessierte. Dieter hatte dadurch im Laufe der Zeit ein sehr gutes Gehör für die Trompemusik entwickelt. Auch, wenn er kein Wort verstand, was die Moniteure erklärten, hatte er dennoch nur durch das Zuhören und Zusehen, wenn die anderen bliesen, alles begriffen. Mittags, wenn alle Stagiere (Lehrgangsteilnehmer) und Moniteure beim Essen saßen und er glaubte, allein zu sein, stellte er sich auf den grossen Platz in der Nähe des Saales, wo gerade gegessen wurde, und blies das, was er am Vormittag aufgeschnappt hatte. Alle, die beim Essen waren konnten ihn allerdings gut hören und waren erstaunt, wie und was dieser kleine Junge plötzlich blasen konnte.
Die anderen Geschwister beobachteten Dieter ganz genau. So wollte der Älteste George Obam plötzlich auch wieder die Trompe blasen und es gab ein dauerndes unausgesprochenes positives „Wetteifern“ der beiden Geschwister. Er hatte schon mal kurz begonnen, die Trompe zu blasen, bevor die vier Geschwister im Hause Tessmann aufgenommen wurden und sich dann aber mit anderen Musikinstrumenten beschäftigt.
Da war dann noch Heidi Lampe, die ihrem Dieter immer folgte und deshalb auch versuchte, es ihm gleich zu tun. Die letzten beiden, Heike (die Jüngste) und Thorsten Lampe (der Zweitälteste) hatten dann auch Gefallen daran gefunden. So entstand eine ständige Mischung aus Liebe zur Trompemusik und interner Wettkampf, wer am schnellsten Fortschritte macht.
Klaus blies jeden Tag und wenn er nicht blies, dann sang er. Das machten die Kinder auch. Es passierte selten, aber als er mit Anne einmal Urlaub machte und nach Australien flog, mussten die Trompes natürlich mit und so bliesen Anne und Klaus auf dem ‚Ayers Rock‘. Das nennt man wohl absolute Begeisterung!
Klaus sagte immer: „Das Wichtigste ist, dass die Trompe nur so hoch aufgehängt ist, dass die Kinder sie mit ihren Armen mühelos erreichen können.“
Sie sollte ständig griffbereit sein! Die Person, die das Vorbild für das Kind ist, muss dies auch selbst vorleben. Nur das Kind zum Üben zu schicken, ist zu Beginn schon zum Scheitern verurteilt. Ebenso ist der Zwang zum Üben nur nachteilig. Leben Sie diese Begeisterung mit Ihren Kindern für die Trompe – ob Eltern oder eine andere Person, die dies vermittelt, ist dabei egal.
Diejenigen unter den Kindern, die besonders fleissig waren, durften dann auch mit nach Frankreich, in die Schweiz oder nach Belgien fahren, um an einem Stage (Lehrgang) teilzunehmen. Da alles, was angeschafft werden musste, in dieser Familie mal sieben gerechnet wurde, ist es nicht verwunderlich, dass es manchmal nicht für alle gleichzeitig reichte, sie an einem Lehrgang teilnehmen zu lassen. Sieben mal Reithosen, Stiefel, ein weisses Hemd/ weisse Bluse, speziell angefertigte Weste und Tenue (also die passende Jacke dazu), Kappe und Handschuhe und schließlich für jeden eine Trompe und noch zwei schwere Trompes, die aus dickerem Material hergestellt wurden und auf den Pferden geblasen wurden. Auch die Pferde waren für alle Familienmitglieder angeschafft worden!
Nun kam noch für Anne und Klaus und jedes mitgebrachte Kind die Gebühr für den Lehrgang hinzu plus Benzin für die meist 2000 Kilometer und Verpflegung.
Wenn es möglich war, wurden natürlich alle Kinder mitgenommen!
Georges und Dieter bekamen damals auf einem Stage in Frankreich in Autun ein Stipendium für den kommenden Stage in der Schweiz. Das war damals eine ganz besondere Auszeichnung der FITF und wäre sicherlich heute noch eine tolle Sache für Kinder oder Jugendliche, die ihre Begeisterung für die Trompe zeigen.
Klaus und Anne gründeten 1989 mit einem guten Freund und den fünf Kindern eine eigene Gruppe, die „Rallye Trompes de la Bruyère“. Sie wurden oft gefragt, als musikalische Begleitung an Schleppjagden oder Hubertusmessen – später auch Konzerten, teilzunehmen.
Klaus nahm zu den Schleppjagden immer zwei Pferde mit. Das eine ritt er selbst und das andere durfte dann im regelmäßigem Wechsel von den Kindern geritten werden. Dabei ritt ein Kind immer die 1. Hälfte bis zum großen Stop und ein anderes durfte die 2. Hälfte reiten. Klaus ritt immer mit der Trompe. Das war auch Bedingung für die Kinder. Wenn sie die Schleppjagd mitreiten wollten, dann mussten sie auch zu Pferd blasen.
Inzwischen wuchs die Gruppe mit weiteren Bläsern, unter anderem kam ich (Anm. Marion Rieke) 1991 dazu, die fast alle auch mal mitgeritten sind. So verteilten sich die Bläser dieser Gruppe in den verschiedenen Feldern der Jagdreiter, einige saßen auf Gespannen oder verteilten sich an unterschiedlichen Punkten im Gelände und so kommunizierten die verschiedenen Bläser aus allen Richtungen miteinander. Da alle Bläser die Fanfaren der Jagd kannten, konnte man sich praktisch fliessend ‚unterhalten‘. Das machte sehr viel Spaß!!!
Natürlich gab es auch – wie bei allen Kindern bzw. Jugendlichen – mal eine Phase, wo jeder für sich auch mal keine Lust hatte, die Trompe zu blasen. Ausserdem kamen im Laufe der Zeit so viele Auftritte zusammen, dass fast jedes Wochenende und oft auch noch mittwochs auf einer Schleppjagd, einem Konzert, Reitertagen oder ähnlichem geblasen wurde. In der aktivsten Zeit kamen durchaus 50 Auftritte im Jahr zusammen. Dass da die Kinder auch mal Lust auf andere Aktivitäten hatten, versteht sich von selbst. Trotzdem schafften Klaus und Anne es immer wieder, ihre fünf Kinder für die Trompe zu begeistern!
Wie die Franzosen, so konnten auch die deutschen Bläser nur auf den großen Concours (Wettbewerb) in Frankreich in eine höhere Categorie aufsteigen und nicht immer kam man beim ersten Versuch in die nächste Categorie. Klaus bereitete sich mit seinen Kindern sehr akribisch auf den jeweiligen Concours vor. So wurde mittlerweile zwei Mal pro Woche Gruppenprobe und die anderen Tage allein oder mit jemandem aus der Familie geübt.
Man kann sagen, alle aus dieser Familie haben extrem viel geübt – meistens mit Spaß und manchmal auch weil ‚man üben musste‘, aber die erreichten Categorien haben sich alle hart erarbeitet.
Dieter Lampe bläst in der 1. Categorie
Klaus Tessmann blies in der 3. Categorie (er verstarb leider 2007)
Georges Obam bläst ebenfalls in der 3. Categorie
Anne Tessmann, Heidi und Heike Lampe blasen in der 4. Categorie, Thorsten Lampe blies ohne Qualifikation.
Kinder und Jugendliche lernen anders als Erwachsene. Während die Erwachsenen ganz genaue Anweisungen brauchen und jede Kleinigkeit erklärt haben möchten, sind die Kinder und Jugendlichen phantastische Nachahmer und können nicht – im Gegensatz zu den Erwachsenen – auf Kommando spielen. Mit ‚Spielen‘ ist wirklich das Spielen gemeint. Es gibt unendlich viele spielerische Varianten, mit denen man den Schülern etwas beibringen kann. Seien Sie kreativ!
Wie das aussehen kann, darauf gehen wir in den kommenden Kinderblogs ein.
Die aktuelle dunkle Jahreszeit und insbesondere die Adventszeit bietet viel Gelegenheit gemeinsam zu musizieren, so wie es früher eben normal war. Es ist eine ganz besondere Stimmung, wenn man gemeinsam Musik macht. Zum Trompeblasen gehört auch das Singen. So werden die Stücke und Fanfaren zuvor erarbeitet bis hin zu 4- oder 5-stimmigen Stücken. Auch das macht viel Spaß! Durch dieses Singen haben immer wieder Menschen den Weg zur Trompe gefunden, die zuvor gar keine Ambitionen in diese Richtung hatten.
Wir wünschen viel Spaß beim Musizieren und Entdecken der Trompe mit den eigenen oder befreundeten Kindern … und natürlich auch mit den Erwachsenen!
Eure Konstanze & Marion